Eröffnung Wanderausstellung “Evangelische Migrationsgeschichte(n)” in Rummelsberg

Noch bis zum 9. Mai ist in der Philippuskirche Rummelsberg die Wanderausstellung „Evangelische Migrationsgeschichte(n)“ zu sehen. Bei der Eröffnung im Rahmen eines Gottesdienstes schlug Gastprediger Pfarrer Günter Merz (Linz) den Bogen von der biblischen Aussendung Abrahams zu den Lebensgeschichten, von denen die Ausstellung berichtet.

Den evangelischen Flüchtlingen und Vertriebenen des 16. und 17. Jahrhunderts sei ein unerschütterlicher Gottesglaube eigen gewesen, ja man habe sich gar in direkter Beziehung zu Christus gesehen, der als Exulant aus dem Reich Gottes auf die Erde gekommen sei: „Der eigene Gang ins Exil war Ausdruck der Verbindung mit Christus.“ Diese theologische Deutung der eigenen Flucht begegne später zwar nicht mehr, jedoch sei auch jemand wie der Konditor Johann Georg Vogel, der im 19. Jahrhundert von Franken nach Linz einwanderte, noch von tiefem Gottesglauben und protestantischem Sendungsbewusstsein getragen gewesen. Vogel wird ebenso in der Ausstellung vorgestellt wie der niederösterreichische Müllerssohn Johann Schrenk, der im 17. Jahrhundert den umgekehrten Migrationsweg – von Österreich nach Mittelfranken – ging.

Gemeindeseelsorger Diakon Michael Krah freute sich besonders, dass die Wanderausstellung, die erstmals im vergangenen Jahr beim Deutschen Evangelischen Kirchentag zu sehen gewesen war, für die Rummelsberger Präsentation um zwei Lebensgeschichten mit örtlicher Verknüpfung erweitert wurde: So begegnen die Besucherinnen und Besucher Diakon Werner Heger, der als Achtjähriger mit seiner Familie aus dem niederschlesischen Schweidnitz fliehen musste und über Niederbayern schließlich nach Rummelsberg gelangte. Die iranische Christin Saghar Kia kam 2017 mit ihrer Tochter nach Deutschland, fasste schnell Fuß in der deutschen Gesellschaft und wird im Herbst in der Philippuskirche als Diakonin eingesegnet.

Thomas Greif, Leiter des Diakoniemuseums, unterstrich deen Bildungsauftrag von Museen in einer Zeit, in der Wahrheit und wissenschaftliche Erkenntnis unter einer Flut von Halbwahrheiten und Lügen unterzugehen drohen. Auch wenn heutzutage besonders kontrovers über Migrationsthemen diskutiert werde, so sei das Thema doch alles andere als neu: „Die Geschichte des homo sapiens ist eine Geschichte von Migration“, sagte Greif. Und besonders die evangelische Kulturgeschichte sei ohne Geschichten von Flucht und Vertreibung überhaupt gar nicht zu verstehen. Jeder Besucher der Ausstellung habe selbst eine Migrationsvergangenheit – es sei nur die Frage, in welcher Epoche der eigenen Familiengeschichte.

Die Ausstellung erzählt die Lebensgeschichten von protestantischen Migrantinnen und Migranten aus fünf Jahrhunderten – vom Poitou bis in die Karpaten, von großen reformatorischen Persönlichkeiten bis zu Flüchtlingen, von denen kaum mehr als der Name bekannt ist. Es geht um Flucht und Vertreibung, aber auch um Auswanderung und moderne Berufsmigration.

Die Ausstellung wurde von zehn evangelischen Museen in sechs europäischen Ländern, darunter dem Diakoniemuseum Rummelsberg, gemeinsam erarbeitet. Rummelsberg ist der dritte Ausstellungsort nach dem Stadtmuseum Fembohaus in Nürnberg (anlässlich des Kirchentages) und dem Lernort Diakoniedorf Herzogsägmühle, anschließend geht es weiter nach Erlangen und Neuendettelsau.

Die Ausstellung ist tagsüber außerhalb der Gottesdienstzeiten zu besichtigen. Sonderführungen mit Ausstellungskurator Thomas Greif sind an den Sonntagen 7. und 21. April, jeweils nach dem Gottesdienst um 10 Uhr, sowie am Donnerstag, 9. Mai um 11.30 Uhr im Rahmen des Rummelsberger Jahresfestes.
Diakon Michael Krah lädt am 29. April von 18.30 bis 20 Uhr zum offenen Gespräch über die Ausstellung ein: Zusammenkommen, Tischgemeinschaft und gelebtes Miteinander bei einem guten Gläschen Wein, einem leckeren Stück Brot, Wasser und/oder feinem Saft. Für diesen Themenabend ist eine Anmeldung erforderlich

Telefon: 09128 / 72 40 982, E-Mail: pfarramt.rummelsberg@elkb.de

Zu der Ausstellung ist ein umfangreicher und reich bebilderter Begleitband erschienen. Er ist im Diakoniemuseum Rummelsberg oder unter info@diakoniemuseum.de erhältlich.

Wanderausstellung “Evangelische Migrationsgeschichte(n)”

Die Wanderausstellung „Evangelische Migrationsgeschichte(n)“ ist von 17. März bis zum 9. Mai  2024 in der tagsüber immer geöffneten Philippuskirche in Rummelsberg zu sehen. Sie erzählt die Lebensgeschichten von protestantischen Migrantinnen und Migranten aus fünf Jahrhunderten – vom Poitou bis in die Karpaten, von großen reformatorischen Persönlichkeiten bis zu Flüchtlingen, von denen kaum mehr als der Name bekannt ist. Es geht um Flucht und Vertreibung, aber auch um Auswanderung und moderne Berufsmigration. 

Die Ausstellung wurde von zehn evangelischen Museen in sechs europäischen Ländern, darunter dem Diakoniemuseum Rummelsberg, gemeinsam erarbeitet. Rummelsberg ist der dritte Ausstellungsort nach dem Stadtmuseum Fembohaus in Nürnberg (anlässlich des Kirchentages) und dem Lernort Diakoniedorf Herzogsägmühle, anschließend geht es weiter nach Erlangen und Neuendettelsau.

Für die Präsentation in Rummelsberg wurden zwei Biographien mit lokalen Bezügen beigefügt. So begegnen die Besucherinnen und Besucher Diakon Werner Heger, der als Achtjähriger aus seiner schlesischen Heimat Schweidnitz (heute Swidnica/Polen) nach Niederbayern fliehen musste und später als Rummelsberger Diakon in ganz Bayern tätig war. Vorgestellt wird auch Saghar Kia, die 2017 vom Iran nach Deutschland floh, zum Christentum konvertierte und inzwischen kurz davor ist, ihre Ausbildung zur Diakonin abzuschließen.

Wer die Ausstellung im Rahmen einer Führung entdecken möchte: 

Führungen nach den Gottesdiensten:
Sonntag, 7. April und Sonntag, 21. April

Führung beim Rummelsberger Jahresfest: 11.30 Uhr

Ein besonderer Abend:  Bibel, Brot und Wein
Diakon Michael Krah lädt am 29. April von 18.30 bis 20.00 Uhr zum offenen Gespräch über die Ausstellung ein.
Zusammenkommen, Tischgemeinschaft und gelebtes Miteinander bei einem guten Gläschen Wein, einem leckeren Stück Brot, Wasser und/oder feinem Saft.
Für diesen Themenabend ist eine Anmeldung erforderlich
Telefon: 09128 / 72 40 982
e-mail: pfarramt.rummelsberg@elkb.de

Begleitband zur Ausstellung:
Zu der Ausstellung ist ein umfangreicher und reich bebilderter Begleitband erschienen. Er ist für 29,00 Euro plus Versandkosten bei uns erhältlich unter info@diakoniemuseum.de. 

 

Eröffnung der Partnerausstellung in Hermannstadt

Eröffnung Ausstellung in Hermannstadt050523 Plakate

Im siebenbürgischen Sibiu (Hermannstadt) wurde Anfang Mai 2023 die fünfte von zehn Ausstellungen der europäischen Museumskooperation „Evangelische Migrationsgeschichte(n)“ eröffnet. Die Ausstellung, die im evangelischen Kulturzentrum Friedrich Teutsch bis zum 30. Oktober gezeigt wird, trägt den Titel „Migrationsgrund Religionsfreiheit. Siebenbürgische Persönlichkeiten aus dem 16.–20. Jahrhundert“.

Gerhild Rudolf, Leiterin des Teutsch-Hauses, und Museumsleiterin Heidrun König verwiesen auf die historisch außergewöhnliche Glaubensfreiheit, die im 16. und 17. Jahrhundert in Siebenbürgen bestand, während etwa im Heiligen Römischen Reich die Untertanen verpflichtet waren, die Konfession des Landesherrn anzunehmen. „So kamen Glaubensflüchtlinge aus ganz Europa zu uns,“ berichtete König. Unter ihnen waren herausragende Persönlichkeiten wie Pfarrer Paul Wiener, der in der Reformationszeit aus Laibach/Ljubljana kam und der erste Superintendent der siebenbürgischen Kirche wurde, oder der Goldschmied Sebastian Hann, der wie viele andere Künstler im 17. Jahrhundert aus der oberungarischen (slowakischen) Zips nach Hermannstadt auswanderte.

Projektleiter Thomas Greif spannte den Bogen des Gemeinschaftsprojektes „von der Atlantikküste bis in die Karpaten“ – immer seien Protestanten aus unterschiedlichen Gründen auf der Flucht gewesen. Das Gemeinschaftsvorhaben „Evangelische Migrationsgeschichte(n)“ mache historische Verbindungen über Grenzen hinweg erlebbar.
Siebenbürgen gehört seit dem Ende des Ersten Weltkrieges zu Rumänien. Von der deutschen Volksgruppe der Siebenbürger Sachsen, die die Region fast 800 Jahre lang entscheidend prägte, leben heute noch rund 11.000 in dem Land.

Diakon Willi Haas (Rummelsberg), Museumsleiterin Heidrun König, Pfarrerin Angelika Beer, Bischof Reinhart Guib, Gerhild Rudolf, (Leiterin Teutsch-Haus) und Projekleiter Thomas Greif.
Diakon Willi Haas (Rummelsberg), Museumsleiterin Heidrun König, Pfarrerin Angelika Beer, Bischof Reinhart Guib, Gerhild Rudolf, (Leiterin Teutsch-Haus) und Projekleiter Thomas Greif.

Ausstellungskonzeption “Fremde beherbergen”

„Fremde beherbergen. Geschichte eines diakonischen Auftrags“ heißt die neue Ausstellung im Diakoniemuseum Rummelsberg. Eröffnung ist am Donnerstag, 16. März. Anhand von historischen Filmen, Bildern, Dokumenten, Karten und Objekten wird gezeigt, wie diakonische Einrichtungen in der Vergangenheit den biblischen Auftrag „Fremde beherbergen“ interpretiert und umgesetzt haben.

„Fremde beherbergen“ ist eines der „Sieben Werke der Barmherzigkeit“, die als ideelle Grundlage aller diakonischen Arbeit gelten. Wer glaubt, darunter sei nur Hilfe für Flüchtlinge und Vertriebene zu verstehen, unterschätzt die Bandbreite diakonischer Tätigkeit. Tatsächlich waren „Fremde“ im 19. Jahrhundert wandernde Handwerksgesellen, Kellner im Auslandsdienst oder Auswandererfamilien. In 16 „Herbergen zur Heimat“ und zwei „Arbeiterkolonien“ auf dem Simonshof (Unterfranken) und in Herzogsägmühle (Oberbayern) kümmerte man sich in Bayern um wohnungslose Wanderarbeiter.

Erst nach dem Ersten Weltkrieg begann die Fürsorge der „Inneren Mission“, wie die Diakonie früher hieß, für Deutsche aus der Sowjetunion, Polen oder dem Baltikum. „Brüder in Not“ hieß ab 1929 die erste reichsweite Hilfsaktion für Flüchtlinge und Vertriebene.

Spätestens ab 1945 wurde die Flüchtlingsfürsorge für mindestens eine Dekade zum alles beherrschenden Thema diakonischer Arbeit. Das eigens gegründete „Evangelische Hilfswerk“ sammelte Geld, Kleider und Lebensmittel, verteilte gespendete Fahrräder, Schuhe und Pfarrertalare, kurbelte den Wohnungsbau an, gründete Seniorenheime und Ausbildungswerkstätten für Flüchtlinge. Vor allem in Ostbayern entstanden evangelische Kirchengemeinden. Große diakonische Einrichtungen wie die Brüderschaft aus Carlshof (Ostpreußen) oder das Diakonissen-Mutterhaus Lehmgruben (Schlesien) siedelten sich in Bayern an.

Erst ab den 1970er Jahren wurde der Hilfsauftrag über Deutsche und Evangelische hinaus gedacht und auf Menschen in Not jedweder Herkunft ausgeweitet. Bis in die Gegenwart gehört die Migrationshilfe zu den gesellschaftlich wirkmächtigsten Tätigkeiten der Diakonie.

In der Ausstellung ist als herausragendes Exponat eine Glocke zu sehen, die schlesische Vertriebene nach 1945 der Rummelsberger Diakonie stifteten. Weitere Objekte stammen aus dem Hauptarchiv der Bodelschingh´schen Stiftungen in Bethel, dem einstigen Diakonissen-Mutterhaus Lehmgruben (Marktheidenfeld) und der Bahnhofsmission Würzburg. Im Museumskino sind Ausschnitte des Tonfilms „Es war ein Mensch“ von 1950 zu sehen. Zeitzeugen berichten über ihre Flucht aus Ostpreußen und Schlesien, Mitarbeitende der Rummelsberger Diakonie aus 20 Nationen über ihre Herkunft und ihre heutige Tätigkeit in Bayern.

Die Ausstellung ist Teil des Ausstellungsprojektes „Evangelische Migrationsgeschichte(n)“, an dem sich zehn evangelische Museen in sechs europäischen Ländern beteiligen (www.evangelisch-migrationsgeschichten.de). Es steht unter der Schirmherrschaft von Landesbischof Prof. Heinrich Bedford-Strohm.

„Fremde beherbergen. Geschichte eines diakonischen Auftrags“. Ausstellung vom 16.3.2023 bis zum 29.6.2025 im Diakoniemuseum Rummelsberg. Öffnungszeiten DI, DO und jeden 1. SO im Monat von 14 bis 17 Uhr oder jederzeit nach Vereinbarung. www.diakoniemuseum.de

Bericht Zeitzeugenprojekt

Kostbare Erinnerungsschätze
Bundesmittel für Zeitzeugenprojekt des Diakoniemuseums

Früher war alles besser…oder etwa doch nicht? Um das herauszukriegen, helfen neben Archivdokumenten am besten die Erinnerungen von Menschen, die schon viel erlebt haben. Das Diakoniemuseum Rummelsberg trägt solche Erinnerungen gerade in bayernweiten Videointerviews zusammen. Gefördert wird das Projekt aus dem „Soforthilfeprogramm Heimatmuseen 2021“, das der Deutsche Verband für Archäologie aus Bundesmitteln aufgelegt hat. Das Gesamtvolumen liegt bei etwa 20.000 Euro. „Bericht Zeitzeugenprojekt“ weiterlesen

Tagung gibt wichtige Impulse für das geplante Diakoneum

Wissenschaftler beleuchteten Geschichte der Diakonie in Bayern

Rummelsberg – Rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben die Tagung des Vereins für bayerische Kirchengeschichte in Zusammenarbeit mit dem Diakoniemuseum Rummelsberg besucht. Thema war die „Geschichte der Diakonie in Bayern“. Vier Referenten, darunter ausgewiesene Diakonie-Fachleute, spannten den Bogen von der aufgeklärten Diakonie im 18. Jahrhundert bis zum diakonischen Handeln heute. „Diese und zwei weitere geplante Tagungen zur Gegenwart und Zukunft der Diakonie geben wichtige Impulse für die Erweiterung des Diakoniemuseums Rummelsberg zum Diakoneum“, sagte Museumsleiter Dr. Thomas Greif.

Der Greifswalder Diakoniehistoriker Prof. Dr. Thomas Kuhn sprach über die Rolle der Aufklärung für die Entstehung der Diakonie. Prof. Dr. Werner K. Blessing aus Erlangen ging darauf ein, warum Frauen im 19. Jahrhundert Diakonissen wurden. Er berichtete davon, dass Frauen zu dieser Zeit wenige Chancen hatten, aus den vorgefertigten Bahnen auszubrechen. Diakonissin zu werden, bot ihnen eine gute Ausbildung und eine sinnvolle Aufgabe. Der erste Tag schloss mit der Vorführung des Stummfilms „Dienen will ich“, den Pianist Ulrich Nehls live am Klavier begleitete.

Am zweiten Tag referierte der Erlanger Historiker Prof. Dr. Georg Seiderer über „Die Innere Mission in Bayern und das NS-Regime am Beispiel des Diakonissen-Mutterhauses Hensoltshöhe“. Er stellte heraus, dass die Hensoltshöhe in Gunzenhausen unter Rektor Pfarrer Ernst Keupp (1869-1948) die Nähe zum nationalsozialistischen Regime suchte und Keupp sich im Kirchenkampf den „Deutschen Christen“ anschloss. Im vierten und letzten Vortrag beleuchtete Pfarrer Jürgen Albert aus Kronberg (Hessen) das Verhältnis von verfasster Kirche und Diakonie, das bis heute immer wieder von Spannungen geprägt ist. Die Tagung endete mit einer Führung durch die aktuelle Ausstellung „Feldlazarett und Wanderkino“ im Diakoniemuseum und einem Rundgang durch Rummelsberg.

Information zum Diakoneum:

Mithilfe von Fördermitteln aus dem LEADER-Programm der Europäischen Union entwickelt die Rummelsberger Diakonie derzeit ihr Diakoniemuseum weiter zum Diakoneum. Bis 2021 entsteht das Konzept für einen modernen Lernort, der sich mit Diakoniegeschichte, Grundlagen christlicher Ethik und Zukunftsfragen auseinandersetzt. Mehr unter: www.diakoneum.de
Von: Andrea Höfig-Wismath